Dr. Wiebke Salzmann
Lektorat • Naturwissenschaften
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Stirling-Motor
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idealer Kreisprozess; stirlingscher Kreisprozess; Stirlingmotor
Im Stirlingmotor oder Heißluftmotor, wird ein Gas abwechselnd erwärmt – wobei es sich ausdehnt – und abgekühlt – wobei es sich zusammenzieht. Die bei Expansion und Kompression abgegebene Volumenarbeit lässt sich nutzen. Das Gas bleibt die ganze Zeit im Motor, weder muss neuer Treibstoff angesaugt, noch müssen Abgase abgegeben werden. Abgase können natürlich beim Einsatz der äußeren Wärmequelle entstehen, da der Stirlingmotor aber mit jeder beliebigen Wärmequelle betrieben werden kann (beispielsweise Solarenergie), kann ein Stirlingmotor völlig abgasfrei sein – und im Gegensatz zum Verbrennungsmotor mit seinen Explosionsgeräuschen auch (beinah) lautlos. Trotzdem konnte er sich bislang nicht durchsetzen, abgesehen von einigen Anwendungen (z. B. in Booten). Das könnte sich in Zukunft jedoch ändern; interessant könnte er für die Stromerzeugung in Solarkraftwerken sein.
Auch der Stirlingmotor beruht auf einem idealisierten Kreisprozess, dem stirlingschen Kreisprozess. Theoretisch kann der Wirkungsgrad den des carnotschen Kreisprozesses erreichen, praktisch unterliegt auch der Stirlingmotor den „realen Widrigkeiten“ wie Reibungsverlusten.
Der stirlingsche Kreisprozess
1. Isotherme Expansion
Ein Gas befindet sich bei der niedrigeren Temperatur T1 mit dem kleineren Volumen V1 in einem Zylinder. Nun wird Wärme zugeführt, woraufhin das Gas expandiert auf das größere Volumen V2. Da die Expansion isotherm verläuft, ändern sich die Temperatur T1 und innere Energie des Gases nicht, die zugeführte Wärme wird als Arbeit wieder abgegeben.
2. Isochore Abkühlung
Das Gas gibt Wärme ab, behält dabei aber sein Volumen V2. Es ist nun abgekühlt auf die niedrigere Temperatur T2.
3. Isotherme Kompression
Nun wird am Gas Arbeit verrichtet – es wird dabei auf das Ausgangsvolumen V1 komprimiert. Da die Kompression isotherm ist, das Gas die Temperatur T2 also behält, gibt es in diesem Schritt Wärme an die Umgebung ab.
4. Isochore Erwärmung
Im letzten Schritt wird dem Gas Wärme zugeführt, um es wieder auf die Ausgangstemperatur T1 zu erwärmen. Das Volumen V1 bleibt dabei unverändert. Somit hat das Gas nach dem 4. Schritt seinen Ausgangszustand wieder erreicht.
Man kann nun, um diesen Kreisprozess zu realisieren, entweder das Gas ständig abwechselnd erwärmen und kühlen – oder aber eine Seite des Stirlingmotors wird ständig erwärmt, die andere ständig gekühlt und das Gas zwischen beiden hin- und hergeschoben. Letzteres ist die bedeutend einfachere Methode. Der Stirlingmotor hat deshalb zwei Kolben – den Arbeitskolben und den Kolben, der das Gas zwischen der heißen und kalten Seite hin- und herschiebt, also den Verdrängerkolben. Je nachdem, ob beide Kolben in einem Zylinder oder in zwei Zylinder sitzen, unterscheidet man 3 Typen. Der Stirlingmotor in Abbildung 1 (ein Bausatz von www.astromedia.de) ist ein Gamma-Typ. Bei diesem ist der kleinere Arbeitszylinder an den großen Verdrängerzylinder angeschlossen.
Nehmen wir an, der Stirlingmotor wird von unten geheizt. Wenn der Verdrängerkolben die Luft in den heißen Bereich schieben soll, muss er sich also nach oben bewegen (und die Luft, die derzeit oben ist, nach unten in den heißen Bereich verdrängen). Die nach unten geschobene Luft erwärmt sich, dehnt sich aus und drückt dabei den Arbeitskolben nach oben. Die Bewegung des Arbeitskolbens folgt der des Verdrängerkolbens also erst nach einer gewissen Zeit, die die Luft zum Aufwärmen braucht.
Soll der Arbeitskolben nun wieder nach unten sinken, muss der Verdrängerkolben die Luft wieder in den kalten Bereich schieben (sich also nach unten bewegen und die Luft nach oben verdrängen).
Idealerweise gäbe es eine Steuerung, die den Verdrängerkolben genau in dem Moment rasch nach unten bewegt, in dem der Arbeitskolben oben angekommen ist; beziehungsweise nach oben, wenn der Arbeitskolben den tiefsten Punkt erreicht hat. Einfacher ist eine Steuerung, die eine kontinuierliche Bewegung des Verdrängerkolbens erzeugt, indem dieser über eine Kurbelwelle mit dem Arbeitskolben verbunden wird – und zwar mit einem 90°-Versatz, um der zeitlichen Verzögerung des Arbeitskolbens gegenüber dem Verdrängerkolben Rechnung zu tragen. Der Arbeitskolben steuert auf die Weise die Bewegung des Verdrängerkolbens.
Unverzichtbar ist außerdem das Schwungrad, das über seine Massenträgheit für eine gleichmäßige Bewegung der Kolben sorgt, indem es den Verdrängerkolben mit der notwendigen Energie versorgt, die es seinerseits vom Arbeitskolben erhält.
Die Abbildungen 2–4 zeigen den Ablauf detailliert.
© Wiebke Salzmann
Datum der letzten Änderung: 14. Juli 2010