freie Lektorin und Autorin
Was die Lichtsäule mit dem Lichtschwert zu tun hat
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Wenn die Sonne tief steht, kann man manchmal einen Lichtstreifen beobachten, der von der Sonne nach oben zeigt. Diese Lichtstreifen entstehen, wenn das Sonnenlicht an Eisplättchen reflektiert wird. Sie gehören zu den Halo-Erscheinungen.
Der Anblick ist so gewohnt, dass man selten darüber nachdenkt – wenn Sonne, Mond oder auch Lampen sich in einer Wasserfläche spiegeln, sieht man meist nicht ihr rundes Abbild, sondern lange Streifen, die man Lichtschwert nennt.
Diese längliche Form der Spiegelbilder entsteht durch die wellige oder raue Oberfläche der spiegelnden Fläche. Zum Vergleich zeigen die nächsten Abbildungen Spiegelbilder von Wolken auf unbewegtem Wasser und auf einer Wasserwelle.
Durch die Wellenbewegung gibt es mehrere Spiegelflächen, die jede ihr eigenes Spiegelbild der Wolke in das Auge des Beobachters werfen. Dadurch hat die gesamte Spiegelung der Wolke eine größere Ausdehnung, sie wirkt länger. Hat man nun auf einer ausgedehnten Wasserfläche (oder Eisfläche) sehr viele Wellen und Rauigkeiten, gibt es so viele Spiegelbilder, dass diese zu einer länglichen Bahn verschmelzen – dem Lichtschwert.
Die Lichtsäule über der Sonne entsteht auf die gleiche Weise. Die Eiskristalle liegen nicht exakt horizontal, sondern sie schwanken leicht. Für jede der Ausrichtungen entsteht ein eigenes Spiegelbild, da immer genügend Kristalle für jede Ausrichtung vorhanden sind.
Eine Lichtsäule entsteht meist auch unterhalb der Sonne, nur ist diese selten zu sehen, weil der Effekt in der Regel bei tief stehender Sonne auftritt. Dann verschwindet der untere Teil der Lichtsäule unter dem Horizont.
© Wiebke Salzmann, Januar 2022